Die schnuckelige Hauptstadt Schottlands ist touristisch sehr attraktiv. Die Stadt ist wirklich rundum schön und bequem. Es ist ein Freude, kurz dorthin zu fahren, nicht zuletzt auch deshalb, weil die Schotten alle leicht verständliches Englisch mit einem wirklich lustigen Akzent sprechen. In Edinburgh zu leben stelle ich mir allerdings auf Dauer etwas nervig vor. Man wird dann wohl das Zentrum eher meiden. In der durchweg postkartenschönen Altstadt ist das Fortkommen schwer, Touristenströme versperren den Weg, ebenso gibt es eine unpraktische, weil mittelalterliche Infrastruktur, die sich um penetrant steile Hügel gruppiert. In der Neustadt kann man auch nicht wirklich leben, es handelt sich um ein ein reines Ausgeh- und Einkaufsviertel, was sie für Besucher überaus angenehm macht. Man genießt auf großzügigen Plätzen mit üppigem Konsumangebot ein wenig Londoner Flair und Herrlichkeit, das ganze aber im beschaulichen Tempo der Provinzhauptstadt. Die Osterfeiertage haben erfreulicherweise keinen Einfluss auf Ladenöffnungszeiten. Nur die Tatsache, das es dieses Jahr nur Sonnenschein gab, trübte etwas den Genuß, sollen doch die wuchtigen, festungsartigen Bauten bei Nebel und Regen am eindrucksvollsten sein.
In Edinburgh essen? Auf jeden Fall und ganz unbedingt. Das birgt aber Tücken. Zunächst muss man sich entscheiden. Wo soll man nur Essen, es gibt doch hunderte einladender Gelegenheiten. Hier droht die Gefahr, wie der Esel, zwischen den Heuhaufen zu verhungern. In der Altstadt sind zwei Drittel der Häuser Esslokale, das verbleibende Drittel Whiskyläden, in denen man auch Gebäck kaufen kann. Oder Souvenierläden, wo es ausser karierten Wollstoffen immer auch Gebäck und Whisky gibt. Der Whisky nur mit y ohne e, denn die Schotten waren die sparsamen.
Das schottische Essen nämlich ist sehr lecker, sollte allerdings nicht zu oft und dann nicht ohne Whisky verzehrt werden. Die Vorurteile bestätigen sich, die Kochkunst spezialisiert sich auf das Frittieren und das kunstvolle Backen von Süßigkeiten. Auch frittierte Süßigkeiten gibt es. Weiterhin dominiert Fleisch die Küche und zwar dunkles Fleisch vom Lamm und Rind.
Kultiviert wird hier das klassische, Europäische Hauptgericht mit einem Stück Fleisch und herumdrappierten Beilagen. Aber auch die Kartoffel ist in den Händen schottischer Köche keinesfalls belangloses Kohlenydrat, sondern wird derart geschickt mit Fett angereichert, das daraus eine lebensbedrohende und akut süchtigmachende Unwiderstehlichkeit wird.
Das Essen wirkt etwas gleichförmig, aber in der ausgeprägten Restaurant- und Kneipenkultur ist der Konkurrenzdruck hoch, was die Qualität fördert. Wenn alle das Selbe kochen, kann man die beiden Lieblingshobbys der Briten, Ausgehen und sportliche Wettkämpfe, trefflich verbinden und regelrechte Wettbewerbe daraus machen. Deshalb schreibe ich hier gar keine Adressen auf, denn der Spaß besteht darin, sich seinen Lieblingsladen selber zu suchen. Die Ursprünge von Food Blogging und privater Essensrezensionen sind ganz bestimmt in angelsächsischen Pubs zu suchen.
Dabei ist leider der gänzlich unfotogene Haggis auf der Strecke geblieben, welcher nicht nur häßlich ist, sondern auch eine ganz unvorteilhafte Zutatenliste aus Schafsinnereien aufweist. An dieser Stelle soll aber eine Lanze gebrochen sein, denn Haggis ist wirklich lecker und sollte von allen Schottlandreisenden frühzeitig probiert werden. Der Fleischbrei ist nicht nur eines der billigsten Gerichte auf Schottlands Speisekarten, was angesichts der allgemein nordeuropäischen Preise nicht unwillkommen ist. Darüber hinaus handelt es sich von Geschmack und Konsistenz her um die Vermählung einer herzhaften Bulette mit einem edel-schaumigen Foie-Gras-Mousse. Gegen das Übermaß an Herzhaftigkeit helfen Kartoffelbrei und Rübenmus.
Im weiteren sprechen die Bilder:
Bohhhhhhhh…….lekkkkkkker !!!!
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Wie schön, Ferdinand ist wieder auf Tour. Sieht alles sehr lecker aus. Liebe Grüße Cornelia
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Kennste schon Edinburgh? Firth of Forth ist ja für Segler nicht weit weg…
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